Das Wunder Europas

Vor 75 Jahren überfiel Hitler-Deutschland Polen. Der deutsche Krieg im Osten war von Beginn an ein Vernichtungskrieg. Allein sechs Millionen Polen, vor allem Zivilisten, fielen diesem Verbrechen zum Opfer, das auch dem größten Menschheitsverbrechen, der Shoah, die Bahn brach. 75 Jahre später sind Deutschland und Polen in Europa in Frieden und Freiheit vereint, befreundete Nachbarn. Ein polnischer Spitzenpolitiker, der bisherige Ministerpräsident Donald Tusk, wurde soeben als ständiger Ratspräsident an die Spitze der Europäischen Union gewählt.

Es sind die europäische Integration, die klare Orientierung der Europäer an westlichen Werten und ihr in der Welt nach wie vor einzigartiger überstaatlicher Zusammenschluss, die dieses Wunder ermöglicht haben.

Am 1. September gedenken die Europäer des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren, und sie schauen entsetzt auf den Krieg, der 2014 in der Ostukraine entflammt ist.

75 Jahre nach der Katastrophe, die Polen in Folge des Molotov-Ribbentrop-Pakts traf und den Zweiten Weltkrieg in Europa auslöste, fühlt sich Polen wieder bedroht. Und nicht nur Polen: die baltischen Republiken, Litauen, Lettland und Estland, fragen sich mit großer Sorge, wohin Moskau mit seiner Politik steuert.

Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite spricht gar von einem Krieg, in dem Russland sich mit Europa befinde. Soweit ist es Gott sei Dank noch nicht. Richtig ist aber, dass es heute wieder Krieg in Europa gibt.

Donald Tusk und die neue Hohe Beauftragte der Europäischen Union, Europas Außenministerin Federica Mogherini, stehen vor großen Herausforderungen.

Wir setzen darauf, dass die Gemeinschaft, die Europäische Union, die über Jahrzehnte den Frieden zwischen den an ihr beteiligten Staaten gesichert hat, auch die Kraft findet, einen neuen großen Krieg in Europa zu verhindern.